von Stefan Dorner
Wie ernst die Lage war, wurde auf der Pressekonferenz um 17. 30 Uhr in der direkt im Hiendl-Gebäude errichteten Einsatzzentrale deutlich. Landrat Hanns Dorfner berichtete »von 200 bis 230 Objekten im Landkreis, die gefährdet sind und um die man sich kümmern muss«. Insgesamt waren 500 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rotem Kreuz und der Freyunger Bundeswehr im Einsatz. Abends wurden die Wehren aus den vom Schnee nicht so sehr betroffenen Orten im südlichen Landkreis nachalarmiert. Allein auf dem Autobahnzubringer in Passau waren gegen 18 Uhr zehn Fahrzeuge mit Blaulicht unterwegs.
»Der Personenschutz geht vor«
Vor allem das Lager in Fatting und die Hiendl-Filiale in Fürstenstein stellten die Rettungskräfte vor große Herausforderungen. »Man muss aber anmerken, dass für beide Objekte keine Einsturzgefahr besteht«, betonte Einsatzleiter Ascher. Sobald der Statiker diese feststellt, dürfen sich keine Personen mehr auf dem Dach befinden. »In jedem Fall geht der Personenschutz vor«, fügte Landrat Dorfner an. In dem Gebäude selbst durften sich gestern nur die Hilfskräfte aufhalten. Das Lager und der Abholmarkt waren geschlossen, die Zufahrtsstraße war gesperrt. Statiker Markus Schopper von Ingenieurbüro Hammerl aus Röhrnbach ist seit Dienstagabend mit der Prüfung der Dachkonstruktion beauftragt. »Das Haus muss auf alle Fälle komplett vom Schnee befreit werden. Dabei wird zuerst die Last von den Stahlbetonträgern genommen, damit die Spannung nachlässt. Dann wird der Schnee dazwischen weggeschaufelt«, erklärte er.Die 160 Hilfskräfte taten dies mit Schaufeln und Schubkarren, unterstützt von zwei Kränen, die große Container auf das 15 Meter hohe Gebäude hoben. Diese wurden vollgeschaufelt, aber nicht auf dem Dach abgestellt. Bis gestern Abend um 17 Uhr war laut Schopper etwa ein Drittel bis die Hälfte der Fläche vom Schnee befreit. Firmenchef Klaus Hiendl wollte sich zu der Lage in seinen zwei betroffenen Häusern nicht detailliert äußern. »Ich glaube, die größte Gefahr ist gebannt. Ich möchte mich schon jetzt bei allen Helfern bedanken. « Neben den Einsatzkräften waren auch alle verfügbaren Firmen-Mitarbeiter an der Räumungsaktion beteiligt.
Einsätze laufen rund um die Uhr
Wegen der Wettervorhersagen mit weiteren Schneefällen in den nächstenTagen sah sich Dorfner in der Entscheidung bestätigt, »als erster Landkreis Katastrophen-Alarm auszulösen. Ich bin froh, dass die Maßnahmen so schnell und unbürokratisch angelaufen sind«. Der letzte Katastrophenfall wegen Schnees liegt fast 27 Jahre zurück und datiert auf März 1979.Die von Fatting aus koordinierten Einsätze im ganzen Landkreis liefen die ganze Nacht hindurch. Wie lange der Katastrophen-Alarm andauert, darüber soll heute entschieden werden. Einsatzleiter Ascher versprühte allerdings Zuversicht: »Wir werden den Kampf gewinnen.«