von Karin Mertl.
Tiefenbach. Franz Stangl ist im Feuerwehr-Ruhestand. Die Kameraden haben ihn verabschiedet. 43 Jahre lang war der 60-Jährige eine feste Größe in der Tiefenbacher Einsatztruppe. Jetzt ist die Zeit vorbei. Denn das Bayerische Feuerwehrgesetz schreibt vor, dass nur Personen bis zum einschließlich 59. Jahr aktiven Dienst leisten dürfen. Eine Regelung, diebei der Abschiedsfeier auf Kritik gestoßen ist. »Wir werden auf diese Leute irgendwann nicht mehr verzichten können«, prophezeit der Tiefenbacher Kommandant Richard Roßgoderer.
Zwei Dinge gibt Roßgoderer zu bedenken. Die Altersgrenze in der Berufswelt ist gestiegen. Die Deutschen müssen in Zukunft arbeiten, bis sie 67 Jahre alt sind. Und tagsüber wird es immer schwieriger, die Einsatzbereitschaft der Feuerwehren zu gewährleisten. »Da tut es weh, wenn man einen nach dem anderen verabschieden muss«, bedauert er. Er zweifelt »die starre Vorgabe«ernsthaft an. Wenn die Leute gesundheitlich noch fit sind, gibt es für ihn keinen Grund, warum sie nicht mehr eingesetzt werden sollen. »Es muss ja nicht gerade beim Atemschutz sein«, schränkt er ein.
Der Faktor Gesundheit
Franz Stangl ist seit seinem 17. Lebensjahr für die Feuerwehr ausgerückt. Der Landwirt aus Tiefenbach sieht die Sache ähnlich wie sein Kommandant: »Wenn einer gesundheitlich dazu noch in der Lage ist, warum nicht?«, fragt er. Die über 60-Jährigen müssten ja nicht unbedingt bei schweren Arbeiten mithelfen, zum Beispiel eine Schlauchleitung legen. Aberden Verkehr zu regeln, das sei auch in diesem Alter kein Problem.
Die Einwände gegen das geltende Recht sind in Feuerwehrkreisen nicht neu.»Die Diskussion gibt's schon länger«, berichtet Kreisbrandrat Josef Ascher. Und sie wird auf höchster Ebene geführt. Denn das Bayerische Feuerwehr-Gesetz soll novelliert werden - voraussichtlich noch in dieser Legislaturperiode. »Also warten wir ab, was der Gesetzgeber dazu sagt«,erklärt der Feuerwehr-Chef des Landkreises.
Ein zweischneidiges Schwert
Er selbst bezeichnet das Thema als zweischneidiges Schwert: »Ich glaube, wir sprechen da von einzelnen Feuerwehrmännern, die mit 60 Jahren und darüber noch ausrücken möchten. Ich kenne viele in diesem Alter, die sagen, wir haben eigentlich schon genug geleistet. Und die Jungen drücken in vielen Vereinen nach. «
Er warnt davor, die Anforderungen zu unterschätzen: »Der Einsatzdienst ist extrem. Die Aktiven können zu jeder Zeit die verschiedensten Szenarienvorfinden - das ist für Ältere nicht so einfach. Ein 60-Jähriger ist haltnicht mehr so leistungsfähig wie einer mit 30. «
Eines kann sich Ascher aber vorstellen: dass die älteren Kameraden bei einfacheren Arbeiten mit anpacken, bei der Fahrzeug-Pflege beispielsweise oder beim Betanken der Autos.
Der Kreisbrandrat hat in der Sache auch Kontakt mit dem Landesfeuerwehrverband aufgenommen, um auf dem neuesten Stand zu sein.»Der Verband überlegt, die Kommandanten vor einer endgültigen Entscheidung noch zu befragen«, berichtet er. Bis dahin bleibt aber erstmal alles beimalten.